„Oh, jetzt hat es mich geredet. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich gesagt habe“, das hat der Speaker Stefan Frädrich bei einem seiner Seminare gesagt und ordentlich Applaus kassiert. Reden, ohne darüber nachzudenken. Ein Publikum überzeugen, scheinbar mühelos. Trugschluss. Jeder Speaker braucht ordentlich Vorbereitungszeit, um eine überzeugende Rede zu schreiben, die dann so spontan daher gesagt erscheint. Aber wie können Sie eine Rede schreiben, die Ihr Publikum begeistert? Oder muss man das überhaupt noch selbst machen? Kann ChatGPT nicht auch eine gute Rede schreiben?
Aller Anfang beim Rede schreiben ist schwer
Sie starren auf ein weißes Blatt Papier und wissen nicht, wie Sie von da zum tobenden Applaus Ihres Publikums gelangen sollen? Ganz egal, ob es sich um eine Rede für eine Weihnachtsfeier, eine Unternehmensgründung, eine Hochzeitsrede oder eine politische Rede handelt – Vorbereitung beim Redeschreiben ist alles! Wir haben für Sie einige hilfreiche Fragestellungen und Tipps zusammengefasst, die Ihnen nützlich sein können:
Finden Sie Gemeinsamkeiten mit dem Publikum
Jeder Speaker sollte schon beim Schreiben seiner Rede an sein Publikum denken. Stehen Sie vor einem wichtigen Meeting am Arbeitsplatz oder halten Sie die Rede in einem privaten Kreis? Welches Vorwissen können Sie über Ihre Zuhörenden sammeln? Finden Sie Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Publikum. Das können z. B. ähnliche Interessen oder gemeinsame Erfahrungen sein.
Unser Tipp Nr. 1: Denken Sie von Anfang an an Ihre Zielgruppe! Eine Rede, die die Zuhörer wirklich erreicht, nimmt deren Perspektive ein. Überlegen Sie, was Ihre Zuhörer bewegt, welche Fragen und Anliegen sie haben. So entsteht eine Verbindung, die Ihre Botschaft authentisch und relevant macht.
Beim Redeschreiben gilt: Der erste Eindruck zählt und der letzte Eindruck bleibt
Der Anfang und das Ende Ihrer Rede sind besonders wichtig. Beginnen Sie mit einem starken, einprägsamen Satz, einer provokanten Frage, die das Interesse weckt, oder einer witzigen Anekdote, die im Gedächtnis Ihres Publikums haften bleibt.
Dasselbe gilt für das Ende Ihrer Rede. Fassen Sie die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen und schließen Sie mit einer starken Botschaft oder einem inspirierenden Zitat, das die Zuhörer zum Nachdenken anregt. Oder Sie überlegen sich bereits beim Redeschreiben eine Handlungsaufforderung, wie: „Erheben wir unsere Gläser“, „Geben Sie uns Ihre Stimme“ usw.
Ein Vortrag mit Ziel – Was soll das Publikum danach tun oder denken?
Überlegen Sie sich genau, was Sie mit Ihrer Rede erreichen wollen. Was ist die zentrale Botschaft, die Sie vermitteln wollen? Soll das Publikum unterhalten, informiert oder motiviert werden? Je klarer Sie Ihr Ziel bzw. Ihre Kernbotschaft beim Rede schreiben definieren, desto gezielter können Sie Ihre Inhalte darauf abstimmen. Bei einer Vorlesung an der Universität geht es zum Beispiel um reine Informationsvermittlung. Bei einer Hochzeitsrede geht es um Unterhaltung oder bei einer politischen Rede um Motivation. Wenn das Ziel Ihrer Rede feststeht, können Sie auch festlegen, welche Emotionen Sie bei Ihrem Publikum wecken möchten. Sollen sie begeistert, nachdenklich, inspiriert oder fröhlich sein? Was sollen die Zuhörer nach Ihrer Rede tun oder denken? Sammeln Sie Ihre Gedanken dazu.
Achten Sie darauf, dass Sie bereits beim Redeschreiben Ihre Kernaussagen und Stichpunkte klar und prägnant aufs Papier bringen. Ob Führungskraft, Mitarbeiter oder Brautjungfer: Vermeiden Sie endlos verschachtelte Sätze, Fachbegriffe oder Wortungetüme. Denn es geht darum, Argumente für einen mündlichen Vortrag zu sammeln und nicht eine schriftliche Argumentation auszuarbeiten.
Geschichten bleiben im Ohr – Erzählen Sie welche!
Ein weiterer wichtiger Aspekt einer überzeugenden Rede ist die Kunst des Geschichtenerzählens. Statt nüchterne Fakten zu präsentieren, sollten Sie Ihre Botschaft mit lebendigen und anschaulichen Geschichten illustrieren. Geschichten haben die Kraft, Emotionen zu wecken und bleiben den Zuhörerenden viel länger im Gedächtnis als trockene Fakten.
Wenn es in Ihrer Rede z. B. um eine Person geht, die Sie ehren möchten, dann sammeln Sie beim Verfassen Ihrer Rede Eigenschaften und Erfahrungen, die Sie mit dieser Person verbinden. Es geht nicht darum, eine Liste von Eigenschaften zu erstellen, sondern diese in fesselnde Geschichten einzubetten. Anstatt zu sagen: „Clara ist eine tolle Teamleiterin und immer hilfsbereit“, erzählen Sie eine Geschichte, die diese Eigenschaften zum Leben erweckt:
„Clara war der Fels in der Brandung, als unser Projekt plötzlich vor einer großen Herausforderung stand. Es war kurz vor dem Abgabetermin, und wir hatten einen massiven Datenverlust. Während Panik um sich griff, blieb Clara ruhig und fokussiert. Sie organisierte sofort ein Krisenmeeting. Mit ihrer positiven Einstellung motivierte sie das Team, nicht aufzugeben. Durch Claras Leadership schafften wir es, das Projekt rechtzeitig fertigzustellen.“
Unser Tipp Nr.2 lautet daher: Erzählen Sie Geschichten!
Mit Ihrer Rede ganz gezielt die Zuhörer aktivieren: So geht’s!
Wussten Sie, dass die Aufmerksamkeitsspanne während einer Rede nach ca. 10 Minuten nachlässt? Unser Tipp Nr. 3: Bauen Sie nach dieser Zeit einen „Break“ in Ihre Rede ein. Dieser kann ganz unterschiedlich gestaltet sein: Stellen Sie eine Frage an Ihr Publikum, um sicher zu gehen, dass es Ihnen folgen konnte. Oder Sie sorgen bewusst für Abwechslung, indem Sie wechselnde Medien, wie Videos, Flipcharts oder Ähnliches benutzen! Denken Sie also schon beim Redeschreiben an mögliche Unterbrecher.
Aufmerksamkeit zu erregen und die Zuhörenden zu aktivieren, kann aber auch ganz simpel sein: Mit dem richtigen Stimmeinsatz und einer lebendigen, abwechslungsreichen Stimme halten Sie das Publikum in Ihrem Bann.
Wie strukturiere ich eine Rede?
Eine gute Rede braucht eine klare Struktur, um die Zuhörer durch das Thema zu führen und die Botschaft klar zu vermitteln. Vielleicht denken Sie dabei an die Gliederung, die Sie in der Schule gelernt haben: Einleitung – Hauptteil – Schluss. Das ist ein gängiges Prinzip und kann am Anfang des Redeschreibens hilfreich sein, doch wir möchten Ihnen noch zwei weitere Möglichkeiten vorstellen, wie Sie Ihre Rede strukturieren können, um sie aufs Papier und von dort zu Ihrem Publikum zu bringen:
1. Eine Rede schreiben nach zeitlicher Gliederung
Diese Struktur eignet sich hervorragend, um Entwicklungen und Trends aufzuzeigen. Sie gliedert sich in drei Teile:
- Gestern: Beginnen Sie mit einem Rückblick und erläutern Sie die historischen Entwicklungen oder den bisherigen Stand der Dinge. Das kann z. B. so aussehen: „Vor fünf Jahren stand unser Unternehmen vor einer großen Herausforderung. Die Marktbedingungen waren hart, und wir hatten Mühe, uns gegen die Konkurrenz zu behaupten.“
- Heute: Schildern Sie die aktuelle Situation und wie sich die Dinge bis zum heutigen Tag entwickelt haben. „Heute, nach einer Reihe strategischer Umstrukturierungen und der Implementierung neuer Technologien, haben wir uns als Marktführer etabliert.“
- Morgen: Geben Sie einen Ausblick auf die Zukunft, was noch erreicht werden kann oder welche Herausforderungen bevorstehen. „Morgen wollen wir diese Erfolge weiter ausbauen. Die Herausforderungen werden groß sein, aber mit dem, was wir bisher erreicht haben, sind wir gut gerüstet…“
Diese Struktur bietet die Möglichkeit, das Publikum entweder zu ermutigen („Wenn wir so weitermachen, wird alles noch viel besser!“) oder zu warnen („Wir müssen jetzt handeln, um Schlimmeres zu verhindern!“).
2. Der klassische Fünfsatz beim Redeschreiben
Der Fünfsatz ist ein Allrounder unter den Redestrukturen und eignet sich besonders, wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Struktur für Sie als Redner die richtige ist. Er besteht aus fünf Elementen:
- Thema: Stellen Sie das Hauptthema Ihrer Rede vor.
- These: Formulieren Sie eine klare These oder Hauptaussage.
- Begründung: Erklären Sie Ihre These mit überzeugenden Argumenten und Beispielen.
- Fazit: Fassen Sie die wichtigsten Punkte zusammen und ziehen Sie eine Schlussfolgerung.
- Aufforderung: Enden Sie mit einem klaren Appell oder einer Handlungsaufforderung an das Publikum.
Diese Struktur ist einfach, aber effektiv, da sie eine logische Abfolge hat und den Zuhörern hilft, den roten Faden zu behalten.
Kann ChatGPT eine gute Rede schreiben?
„Es ist egal, wie gelungen das Manuskript ist: Es muss zum:r Redner:in passen. Ansonsten verfehlt die Rede fast immer ihr Ziel.“, sagt der erfahrene parlamentarische Redenschreiber Torben Hennigs. Was er damit sagen will, ist, dass eine Rede immer dann gut ist, wenn sie persönlich ist. Sie muss nach Ihnenklingen.
ChatGPT kann für den gesamten Prozess des Redeschreibens als Unterstützung und Inspirationsquelle dienen. Doch Sie sollten dabei eines nicht vergessen. Die Impulse der KI sind nur so gut, wie das Briefing, dass Sie bereitstellen. Bevor Sie also verzweifelt in einen endlosen Dialog mit der KI treten und das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden, beachten Sie beim Prompten folgende Punkte:
- Definieren Sie Ihre Zielgruppe.
- Strukturieren Sie ihren Prompt in einzelne Absätze, so dass die Informationen logisch aufeinander aufbauen.
- Nutzen Sie bildhafte Sprache und verwenden Sie Adjektive und Adverbien, denn diese bereichern den Sprachstil und sorgen dafür, dass die Sprache lebendiger wirkt.
Achten Sie außerdem beim Überprüfen der Rede folgende Punkte:
- Folgt die Rede einer sinnvollen Struktur und einem roten Faden?
- Weckt die Rede gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit der Zuhörer?
- Kommt die Kernbotschaft rüber?
- Klingt die Rede auch nach Ihrem Sprech- oder Schreibstil?
Lesen Sie die Ergebnisse doch einmal laut vor. Dann werden Sie spüren, an welchen Stellen noch mehr von Ihrer Persönlichkeit eingebracht werden kann, um schlussendlich souverän vors Publikum treten zu können. Wir haben gezeigt, dass eine Rede Geschichten erzählen muss. Ihre Geschichten. Hier kann ChatGPT nicht weiterhelfen.
Wie hält man eine Rede souverän?
Mit einem vollgekritzelten Notizzettel wagt sich kein Redner auf das Podium. Zumindest keiner, der sicher und souverän präsentieren will. Denn was für das Schreiben einer Rede gilt, gilt auch für das Halten einer Rede: Man muss sich vorbereiten!
Üben Sie Ihre Rede und gehen Sie Ihre einzelnen Punkte nacheinander durch: Sitzt Ihre Frage zu Beginn? Sind Sie auf mögliche Unterbrecher Ihres Publikums vorbereitet? Betonen Sie Ihre Argumente an den richtigen Stellen überzeugend? Klingt die Rede nach Ihnen? Wenn Sie selbst nicht von Ihrer Rede überzeugt sind, werden die Zuhörerinnen und Zuhörer das spüren. Achten Sie deshalb schon beim Üben darauf, dass Sie eine gute Körperhaltung einnehmen, Ihre Sprechpausen bewusst setzen und Ihre Stimme deutlich variieren, um das Publikum an den richtigen Stellen zu fesseln.
VR EasySpeech unterstützt Sie dabei, diese Fähigkeiten effektiver und gezielter zu trainieren. Sie wollen Ihre geschriebene Rede schon mal vor einem simulierten Publikum halten? Kein Problem! In der kontrollierten VR-Umgebung haben Sie die Möglichkeit, Ihre Nervosität Schritt für Schritt abzubauen und stattdessen an Ihrer Präsenz im Raum und Ihrer Souveränität zu arbeiten. Konstruktives Feedback erhalten Sie zudem von der integrierten KI, die Ihnen Rückmeldung zu Ihrem Vortrag gibt. Haben Sie zu schnell gesprochen? Waren die Pausen zu kurz oder enthielt Ihr Vortrag zu viele „Ähms“? Wie sind Sie mit Unterbrecher aus dem Publikum umgegangen? VR EasySpeech hilft Ihnen, diese Fehler zu korrigieren und Ihre Argumente während der Rede stattdessen prägnant zu präsentieren. Und das alles, bevor Sie vor echtem Publikum auftreten!
Fazit: Eine gute Rede schreiben
Eine überzeugende Rede erfordert gute Vorbereitung, klare Strukturen und lebendige Geschichten. Dabei sollten Sie Ihr Zielpublikum nie aus den Augen verlieren und Ihre Kernbotschaft kennen. Ob Hochzeitsrede, Firmenansprache oder politische Rede – jede Art von Rede profitiert von einer sorgfältigen Planung und viel Übung. So begeistern Sie am Ende mit diesen Tipps schließlich Ihr Publikum und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.