didaktisches Konzept © Jacob Lund/AdobeStock

So entwickeln Sie ein didaktisches Konzept für die digitale Weiterbildung

Eigentlich wollte er nur nach Hause, irrte dann aber zehn lange Jahre durch die antike Welt: Odysseus‘ Reise ist wohl das bekannteste Synonym für unnötig lange Umwege und Irrfahrten. Damit die digitale Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden nicht ebenfalls zur Odyssee wird, brauchen Sie ein didaktisches Konzept. Wie Sie das erstellen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Kurz geklärt: Was ist ein didaktisches Konzept?

Das didaktische Konzept oder die didaktische Konzeption ist grob gesagt der Fahrplan für die Vermittlung von Wissen. Es klärt Fragen wie:

  • Wo starten wir?
  • Was ist das Ziel der Reise?
  • Wo sollten wir Zwischenstopps einlegen?
  • Wer kommt mit?

Mit einem didaktischen Konzept stellen Lehrende sicher, dass das Wissen nachhaltig vermittelt wird und die Weiterbildung den Lernenden gerecht wird. Denn: Einfach nur Know-how einzutrichtern, bringt wenig. Hands-on muss sein. Erwachsene profitieren von einem Lernmedium, das die Theorie direkt mit praktischer Anwendung verknüpft und berücksichtigt, dass Erwachsene schon eine ganze Menge eigenes Wissen und eigene Erfahrung einbringen. Sie wollen nicht einfach nur Wissen vorgesetzt bekommen, sondern den Lernprozess selbst gestalten und sich darin einbringen. Ein solches Lernmedium ist Virtual Reality.

Im Folgenden wollen wir uns anschauen, wie Sie ein didaktisches Konzept für Weiterbildung mit Virtual Reality entwickeln können.

Fragen für Ihren Fahrplan

Grob haben wir es eben schon zusammengefasst, jetzt wollen wir etwas ins Detail gehen. Ihr didaktisches Konzept sollten Sie auf Leitfragen aufbauen, um nichts Wichtiges zu vergessen:

  • Für wen ist dieses Konzept?
  • Wozu dient dieses Konzept?
  • Was wird darin vermittelt?
  • Wie tun wir das?

Gehen wir diese Kernbereiche jetzt Schritt für Schritt durch.

Zielgruppe bestimmen – für wen ist dieses didaktische Konzept?

Versuchen Sie, hierbei so genau wie möglich vorzugehen und die Wünsche, Ziele, Herausforderungen und Zweifel der potenziellen Teilnehmenden zu verstehen. Je klarer die Zielgruppe ist, desto leichter fällt es Ihnen:

  • die weiteren Inhalte und Eckpunkte Ihres didaktischen Konzepts herauszuarbeiten
  • das Training so zu bewerben, dass sich die potenziellen Teilnehmenden am Ende auch wirklich anmelden

Pauschale Aussagen wie „Das Konzept ist für unsere Mitarbeitenden, die sollen sich mal ein bisschen weiterbilden“ sind also wenig zielführend. Viel besser wäre zum Beispiel: „Mitarbeitende, die Präsentationen halten oder Kundengespräche führen und dafür mit der VR-Anwendung rhetorisch geschult werden sollen.“

Je nachdem, wie Sie die Weiterbildung im Unternehmen angehen wollen, ist es also durchaus möglich, dass Sie mehrere didaktische Konzepte entwickeln werden, weil sich die Zielgruppen einfach unterscheiden.

Hier einmal zwei Beispiele für verschiedene Zielgruppen:

  • Führungskräfte sprechen häufig vor anderen (besonders extern und auch vor größeren Gruppen), sind also rhetorisch schon erfahren. Sie erhalten nur selten Feedback zu ihrer Rhetorik und wollen endlich Klarheit. Zudem erwarten sie, in möglichst wenig Zeit möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Das didaktische Konzept für diese Zielgruppe sollte auf das "Verfeinern" der Fähigkeiten ausgerichtet sein.
  • Auszubildende haben neue Ideen, sind aber meist unerfahren, diese souverän und überzeugend rüberzubringen. Sie brauchen eher eine Einführung in die Grundlagen und wollen lernen, wie sie selbstsicher auftreten. Hier muss das didaktische Konzept bei Null anfangen.

Lernziel festlegen – was soll am Ende herauskommen?

Denken Sie an Ihre Schulzeit zurück. Wie oft haben Lehrerinnen oder Lehrer verzweifelt gesagt: „Wir müssen jetzt wirklich mal vorankommen, wir hängen sehr weit im Stoff hinterher“? In Schule, Ausbildung oder Studium ist es selbstverständlich, dass die Bildung bestimmten Zielen folgt. Jedes Schuljahr, jedes Modul, jedes Semester hat vorgegebene Ziele, welchen Wissensstand die Schülerinnen und Schüler im jeweiligen Fachbereich erreichen müssen.

In der Erwachsenenbildung sollte das fortgeführt werden. Sonst wird aus der Weiterbildung schnell eine endlose Odyssee, die für Frust und wenig Motivation sorgt.

Bleiben wir bei unserem Beispiel des Rhetorik-Trainings, könnte das Lernziel Ihres didaktischen Konzepts also so lauten: „Die Lernenden treten sicher auf und können auch vor größeren Gruppen souverän präsentieren. Sie fühlen sich gut vorbereitet und der Situation gewachsen. Sie kennen Methoden, um mit Stresssituationen souverän umzugehen."

Lassen Sie hier auch gerne den Ist-Zustand einfließen und stellen Sie sich die Frage, welche Veränderung, „hin zu“ oder „weg von“ Sie mit der Weiterbildung erreichen wollen.

Achtung: Erwachsenenbildung ist oftmals mit lebenslangem Lernen verknüpft. Besonders jetzt im Zuge der Digitalisierung. Was einmal gelernt wurde, muss vielleicht in einem Jahr anders beurteilt oder gar neu gelernt werden. Je nach Branche sollten Sie die Zielsetzung und damit das gesamte Konzept also regelmäßig auf Aktualität prüfen.

Inhalte festlegen – was genau soll denn vermittelt werden?

Die Rahmenbedingungen sind abgesteckt, jetzt geht’s ans Eingemachte. In Ihrem didaktischen Konzept sollten Sie in jedem Fall die Inhalte der Weiterbildung festhalten, die sich am Lernziel orientieren.

Möchten Sie eine eigene Anwendung entwickeln lassen (zum Beispiel, um die Bedienung an einer speziellen Maschine zu schulen), sollten Sie die Inhalte in enger Zusammenarbeit mit dem Anbieter planen. Welche Lernmodule wird es geben? Bauen diese aufeinander auf, oder können die Lernenden die einzelnen Lernfelder unabhängig voneinander trainieren?

Wollen Sie lieber eine fertige Anwendung nutzen, sollten Sie vorab prüfen, ob sie Ihren Anforderungen genügt. Schließlich nützt es Ihnen wenig, wenn die Inhalte beispielsweise nicht tiefgreifend genug sind, um das Lernziel zu erfüllen.

In jedem Fall gilt es zudem zu planen, wie der Lernfortschritt kontrolliert und ausgewertet wird. Wer Erfolge und Baustellen klar vor sich sieht, lernt motivierter!

Methoden planen – welche Mittel setzen Sie ein und wie organisieren Sie die Weiterbildung?

Wenn wir es ganz genau nehmen, gehört diese Frage gar nicht zur Didaktik, sondern zur Methodik. Da sich die gesteckten Ziele aber nur mit den passenden Mitteln erreichen lassen, wollen wir an dieser Stelle darüber hinwegsehen. Das Medium ist im Falle dieses Beitrags natürlich die VR-Anwendung. Überlegen Sie sich aber darüber hinaus, wie Sie die Anwendung einsetzen wollen. Soll sie als Standalone-Lösung dienen? Oder doch eher als Ergänzung zu Live-Seminaren, damit die Teilnehmenden das Gelernte selbstständig vertiefen können? Gibt es Ansprechpartner – sowohl für die Software als auch für die Lerninhalte?

Fragen Sie sich auch, wo und wie gelernt werden soll. Gibt es in Ihrem Unternehmen vielleicht eine Art Lern- oder Ruheraum, in dem Ihre Mitarbeitenden ungestört trainieren können? Besonders bei VR, wo Lernende laut reden oder sich bewegen, ist das Großraumbüro vielleicht nicht der beste Ort.

Und wie sieht es mit den Lernzeiten aus? Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauen sich vielleicht nicht, während der Arbeit „einfach so“ zu lernen. Festgelegte Weiterbildung nach Kalender ist aber nicht unbedingt der beste Weg, nachhaltiges Lernen zu etablieren. Unabhängig vom didaktischen Konzept sollten Sie deshalb daran arbeiten, eine Lernkultur im Unternehmen zu etablieren, die flexibles Lernen ermöglicht und die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellt. Das ist der beste Weg, die für die Erwachsenendidaktik so wichtige selbstständige Gestaltung des Lernprozesses zu bieten.

Was ist vor, während und nach der Weiterbildung zu tun?

Zur Frage "Wie tun wir das?" gehört in einem ausführlichen didaktischen Konzept immer auch die Frage, wie der Lernfortschritt begleitet werden soll. Wichtige Überlegungen sind hier:

  • Wie können sich Lernende auf die Weiterbildung vorbereiten? Wird bestimmtes Vorwissen gefordert? Diese Frage ist wichtig, damit zu Beginn der Weiterbildung alle Teilnehmenden auf demselben oder zumindest einem ähnlichen Wissensstand sind. Andernfalls können "erfahrenere" Teilnehmende frustriert sein, während "Neulinge" vielleicht nicht hinterher kommen.
  • Wie wollen Sie Lernende während der Weiterbildung unterstützen? Jeder soll sich so intensiv wie möglich weiterbilden. Das ist kaum möglich, wenn alle nur zu den festgelegten Weiterbildungstagen trainieren. Mit VR-Anwendungen können Teilnehmende das Neugelernte zwischen den Trainingstagen selbstständig vertiefen. Es hilft, für diese tiefergehenden Übungen im Vorfeld schon Zeit einzuräumen und diese als Trainingszeit zu "markieren". Besonders effektiv ist es, wenn unmittelbar vor einer weiteren Trainingssession eine oder eine halbe Stunde für Training geblockt ist.
  • Wie gestalten Sie die Zeit nach der Weiterbildung? Legen Sie am besten schon während des Live-Trainings konkrete To-Do's fest, wie die Lernenden ihr Wissen im Nachhinein weiter vertiefen. Zum Beispiel: Vor einer Präsentation üben die Mitarbeitenden diese ab jetzt immer erst mit der VR-Anwendung. Oder definieren Sie Meilensteine, die bis zu einem bestimmten Zeitraum nach dem Training erreicht werden sollen.

Ohne didaktisches Konzept funktioniert’s nicht!

Es wird klar: Einfach mal so loszulegen, ist keine gute Idee. Damit die Weiterbildung einen Sinn hat, ist ein durchdachtes didaktisches Konzept unumgänglich. Bitte nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit und gehen Sie im Detail durch, was erreicht werden soll und was dazu benötigt wird. Abschließend haben wir noch einige Tipps für Sie:

  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, damit Sie nicht völlig an deren Realität vorbeiplanen.
  • Zögern Sie nicht, den Software-Anbieter um Unterstützung zu bitten. Wenn der Anbieter Ihrer Wahl schon einige Projekte umgesetzt hat, kennt er die häufigsten Stolpersteine und Hürden.
  • Evaluieren und reflektieren Sie regelmäßig, wie gut Ihr Konzept umgesetzt wird, ob es noch zeitgemäß ist und ob es die gewünschten Erfolge erzielt.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

 

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Caro Otto
Nach einiger Zeit in großen Unternehmen hat Caro Otto ihre Leidenschaft für Start-ups entdeckt – und ist bei einem markführenden Unternehmen für Coaching und Training erstmals auf VR EasySpeech aufmerksam geworden. Aus einer begeisterten Nutzerin ist heute eine ebenso begeisterte Mitarbeiterin geworden, die den Erfolg von Virtual Reality als Lernmedium vorantreiben will.
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