Schaurige Krabbeltiere, schwindelerregende Höhen und schweißtreibende Präsentationen: Die meisten von uns haben vor etwas Angst. Doch wenn unsere Ängste uns über den Kopf wachsen und uns im Alltag einschränken, dann ist es womöglich an der Zeit für eine Expositionstherapie. Wie diese funktioniert und warum sie in der Virtuellen Realität besonders erfolgreich ist, verraten wir Ihnen in unserem Blogbeitrag!
Wovor gruseln Sie sich besonders? Insekten, enge Räume, Clowns, Spritzen, lautes Knallen, Telefonanrufe und das Vortragen vor Publikum: Die Liste der Ängste ist lang und bunt. Zu den häufigsten Ängsten gehört die Logophobie: Laut amerikanischen Studien fürchten bis zu 75 % der Bevölkerung das Sprechen vor Publikum. Betroffene befürchten, sich zu blamieren, geraten ins Schwitzen und Stottern und sind heilfroh, wenn sie ihren Auftritt hinter sich haben.
Doch während "Augen zu und durch" bei leichtem Lampenfieber eine gute Idee ist, hilft gegen schlimmere, lähmendere Angst oft nur eine Expositionstherapie.
Sprung ins kalte Wasser? Wie Expositionstherapie funktioniert
Angst ist ein Teufelskreis. Denn wer Angst hat, der vermeidet Situationen, in denen er oder sie mit der eigenen Angst konfrontiert wird – und steigert die Angst damit ironischerweise. Eine Expositionstherapie kann durch gezielte Konfrontation mit den angstauslösenden Reizen genau diesen Teufelskreis unterbrechen.
Die Expositionstherapie, auch Konfrontationstherapie oder Exposition genannt, ist eine bewährte verhaltenstherapeutische Methode zur Behandlung von Zwangs- und Angststörungen. Patientinnen und Patienten lernen bei der zunächst durch den Therapeuten angeleiteten und später in Eigenregie durchgeführten Konfrontation mit angstauslösenden Reizen, mit ihren Ängsten umzugehen, statt sich in die Vermeidung zu flüchten.
Es geht bei der Expositionstherapie nicht darum, Betroffene ins sprichwörtliche kalte Wasser zu stoßen. Selbst wenn eine sogenannte massierte Konfrontation vorgenommen wird, also Betroffene sich direkt ihrer größten Angst stellen, geht der Therapie eine Vorbereitungsphase voraus. Häufig wird eine gestufte sogenannte graduierte Konfrontation vorgenommen – sozusagen zunächst der Fuß ins Wasser gehalten statt gleich ein Kopfsprung gemacht.
Konfrontieren Betroffene ihre Ängste im echten Leben, spricht man von einer Konfrontation in vivo. Wer große Höhenangst hat, müsste zum Beispiel auf zunehmend höhere Gebäude steigen. Bei der Konfrontation in sensu wird sich dem angstauslösende Reiz zunächst in der eigenen Vorstellung gestellt.
Als weitere Möglichkeit und Therapieart kommt die VRT hinzu – die Virtual Reality Therapy, auch Virtual Reality Immersion Therapy (VRIT) und Computerized CBT (CCBT) genannt. Hier begegnen Patientinnen und Patienten ihren Ängsten in einer virtuellen Umgebung, zum Beispiel über ein Computerprogramm oder eine VR-Brille.
Mit Virtual Reality Therapy gegen die Angst – schon seit den 90ern
Mittels VRT lassen sich genau wie bei der klassischen Expositionstherapie Angst-, Belastungs- und Zwangsstörungen behandeln. VRT wird darüber hinaus auch gegen Psychosen eingesetzt und um soziale Kompetenzen zu fördern sowie Schmerzen zu lindern.
Alles brandneu? Von wegen! Schon in den 90ern wandten Forscher eine frühe Version von Virtual Reality Therapy an. Ab 2005 wurde am USC Institute for Creative Technologies mit "Virtual Iraq" ein auf einem Computerspiel basierendes, durch einen VR-Helm, Vibrationen und Gerüche ergänztes Tool entwickelt, das noch heute die Behandlung von unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidende Veteraninnen und Veteranen unterstützt – mit erstaunlichen Erfolgen: Bei über 70 % der PTBS-Patienten zeigten sich nach der wiederholten Teilnahme an "Virtual Iraq" teils drastische Verbesserungen ihrer Leiden.
Warum VR-Expositionstherapie so erfolgreich ist
Ein großer Vorteil der VR-Therapie ist die Immersion, also das Abtauchen in die digitale, virtuelle Welt und das Ausblenden der realen Umgebung. Eine gelungene VR-Immersion kann sogar schmerzlindernd wirken. Ein Hammer Krankenhaus testete 2021 VR-Brillen bei der Behandlung von brandverletzten Kindern – mit Erfolg: Die Patientinnen und Patienten gaben deutlich niedrigere Werte auf Schmerzskalen an und benötigten weniger Medikamente, wenn sie beim Verbandswechsel auf einer VR-Brille ein ablenkendes Videospiel spielen durften.
Auf die Vorteile des geschützten virtuellen (Rückzugs)Raums setzen auch andere VR-basierte Anwendungen: Forschende der Uni Magdeburg haben ein Programm entwickelt, mit dem autistische Kinder und Jugendliche soziale Interaktionen trainieren können, um ihren Alltag besser zu meistern, ganz ohne sich mit oft als belastend empfundenen "klassischen" Lernszenarien zu quälen.
Bei der VR-Expositionstherapie begegnen wir unseren Ängsten in sehr realistischer, aber letztlich doch harmloser virtueller Form. Ein weiterer wichtiger Vorteil der VR-Therapie: Die virtuellen Umgebungen können auf den Patienten und seine individuellen Bedürfnisse eingestellt werden und durch gleichbleibende Wiederholung einen beruhigenden Gewöhnungseffekt erzielen.
Die VR-Expositionstherapie stellt damit einen wertvollen Mittelweg zwischen dem realen Erleben (der Konfrontation in vivo) und der Vorstellung der angstauslösenden Reize (der Konfrontation in sensu) dar. Die virtuelle Konfrontation fühlt sich weniger bedrohlich als die echte Konfrontation an, aber durch den Immersionseffekt gleichzeitig viel realer als die gedankliche. Ein langsames Heranarbeiten an die therapeutischen Ziele ist so deutlich einfacher und dank flexibler VR-Programme auch orts- und zeitunabhängig möglich. Auch kostentechnisch steht die VR-Therapie deutlich günstiger da als die klassische.
Obwohl eine therapeutische Begleitung der Therapie zumindest im Anfangsstadium ratsam ist, lassen sich auch mit Virtual-Reality-Expositionstherapie per App erstaunliche Ergebnisse erzielen: In einer Studie konnten von Höhenangst Betroffene, die mit einer VR-Anwendung gegen ihre Angst kämpften, ihre Symptome deutlich verringern.
Mit VR Lampenfieber den Kampf ansagen – Expositionstherapie auf eigene Faust
Wer also endlich die Angst vorm öffentlichen Sprechen überwinden will, hat gute Chancen, auch ohne therapeutische Begleitung Fortschritte zu machen. Raum für die Konfrontation bieten intuitive und immersive VR-Programme wie VR EasySpeech.
Hier können Sie spielerisch und im geschützten virtuellen Raum das Sprechen vor virtuellem Publikum üben. Statt von kritischen echten Kolleginnen und Kollegen werden Sie vom Tool selbst bewertet, das Ihre Redegeschwindigkeit, Deutlichkeit der Aussprache und weitere Werte aufzeichnet. Mit regelmäßigen Trainings, bei denen Sie Raum und Schwierigkeit anpassen können, können Sie Ihr Vertrauen in sich stärken, Ihre Angst schrittweise reduzieren und sich an Ihre nächste echte Sprechsituation herantasten.
Fazit
Der eigenen Redeangst den Kampf anzusagen, erfordert viel Mut und Durchhaltevermögen. Doch gerade, wenn die Einschränkungen so groß werden, dass sich der (Berufs)Alltag nur noch schwer bewältigen lässt, ist eine Expositionstherapie ratsam, bevor die Angst noch schlimmer wird. Leiden Sie unter extremer Redeangst, empfehlen wir Ihnen, sich zunächst therapeutische Hilfe zu suchen – zum Beispiel kostenfrei über die 116117. Wenn Sie bereit sind, die Expositionstherapie zunächst allein anzugehen, dann ist VR-Training eine tolle Möglichkeit. Mehrere Studien zeigen schon seit den 90ern, dass VR-Expositionstherapien bei der Behandlung von Phobien, PTBS und sozialen Ängsten mindestens so wirksam sind wie herkömmliche Methoden. Das therapeutische Training mit der VR-Brille bringt zudem praktische Vorteile mit sich: Dank der immersiven Natur von VR können Sie sich Ihrer Angst in einer sicheren Umgebung stellen und flexibel trainieren, wann immer Sie möchten.
Wir drücken die Daumen, dass Sie bald sagen können: "Der nächste Vortrag kann zwar gar nicht langsam genug kommen – aber er kann kommen!"
Ist Virtual Reality Training etwas für Sie oder Ihr Unternehmen? Gerne beraten wir dabei, wie VR EasySpeech nach den eigenen Bedürfnissen eingesetzt werden kann – kostenlos und unverbindlich.