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12. Juni 2024
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Sarah Hofmann

Richtig Feedback geben: Der Feedbackburger schmeckt niemandem

Es heißt „Feedback ist ein Geschenk.“ Doch oft fühlt es sich nicht so an. Laut einer Studie von Gallup empfinden nur 26 % der Mitarbeitenden das Feedback, das sie erhalten, als tatsächlich hilfreich für ihre Arbeit. Schade! Feedback sollte nicht primär dazu dienen, Kritik zu äußern, vielmehr sollte es Menschen dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten und zu wachsen. Wie geht richtiges Feedback und warum ist Feedback geben so wichtig?

Warum ist Feedback geben wichtig und was kann dabei schief gehen?

Feedback geben scheint einfach: ein paar lobende Worte hier, ein bisschen konstruktive Kritik dort, und schon haben wir einen köstlichen Feedback-Burger zubereitet. Doch leider bleibt der Geschmack oft bitter. Die Sandwich-Methode oder Sandwich-Kritik, eine beliebte Feedback-Form, versucht, die negative Botschaft mit Lob zu umhüllen, um sie für den Empfänger verträglicher zu machen. Doch diese Methode hat ihre Tücken

Kluge Empfänger durchschauen die Absicht hinter dem Lob und nehmen es kaum noch ernst. Die Anerkennung wirkt entwertet und dient nur als Verpackung für die Kritik. Personen, die die Methode nicht kennen, übersehen oft die eigentliche Kritik zwischen den lobenden Worten, was zu Missverständnissen führt. Eine übermäßige Verwendung dieser Methode kann negative Reflexe und Ängste bei den Empfängern auslösen. Sie erwarten bei jedem Lob automatisch die nachfolgende Kritik, was entspannte Gespräche erschwert. Die Sandwich-Methode ist zwar gut gemeint, erzielt aber oft nicht die gewünschten Ergebnisse.

Richtig Feedback geben: So geht‘s

LeeAnn Renninger, eine renommierte Psychologin und Kommunikationsforscherin, hat eine wissenschaftlich fundierte Feedback-Methode entwickelt, um das konstruktive Potenzial von Rückmeldungen zu entfalten, ohne den Empfänger in eine defensive Haltung zu drängen. Die vier Schritte eignen sich besonders für schwierige Botschaften und fördern das Wachstum des Feedback-Empfängers.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Führungskraft in einer Bank und möchten einem Teammitglied, das kürzlich eine Präsentation vor dem Vorstand hielt, konstruktives Feedback geben. Die Präsentation war gut strukturiert, aber das Teammitglied wirkte nervös und hatte Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit des Vorstands zu halten. Anstatt die altbekannte Sandwich-Methode zu verwenden, können Sie mit folgenden Schritten vorgehen:

  1. Die kleine Zustimmung („Yes-And“): Beginnen Sie das Feedback geben mit einer kleinen Zustimmung, dem sogenannten „Yes-And“, um das Gehirn des Empfängers auf die Kritik vorzubereiten und ihm ein Gefühl der Autonomie zu vermitteln. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Hast du einen Moment Zeit, um über deine Präsentation vor dem Vorstand zu sprechen? Ich habe einige Ideen, wie du die Aufmerksamkeit des Vorstands in Zukunft noch besser halten kannst. Darf ich diese mit dir teilen?“
  2. Datenpunkt geben: Seien Sie präzise in dem, was Sie beobachtet haben, und vermeiden Sie vage Ausdrücke. Geben Sie konkrete Datenpunkte, um Missverständnisse zu verhindern. Zum Beispiel: „Deine Präsentation war sehr gut strukturiert und du hast sehr gute Vorschläge gemacht, wie wir das Thema angehen können. Das war echt stark. Bei der Formulierung der Vorschläge hast du verschiedene Relativierer verwendet, z. B.: „Wir könnten vielleicht xyz machen, um abc zu erreichen.““
  3. Auswirkungen erläutern: Erläutern Sie die Auswirkungen des beobachteten Verhaltens, um dem Feedback Bedeutung und Kontext zu verleihen. Zum Beispiel: „Relativierer wie ‚ein bisschen‘, ‚wahrscheinlich‘, ‚müsste‘, ‚sollte‘ und ‚könnte‘ nehmen die Klarheit aus deinen Aussagen. Auf mich hast du dadurch unsicher und nervös gewirkt. Wenn du darauf achtest, weniger Relativierer zu verwenden und klare Empfehlungen zu geben, hast du die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. Einerseits über den starken Inhalt und andererseits durch dein souveränes Auftreten."
  4. Fragen stellen: Schließen Sie das Feedback geben mit Fragen ab, um Engagement zu fördern und eine gemeinsame Lösung des Problems zu ermöglichen. Zum Beispiel: „Das sind meine Gedanken dazu, aber wie siehst du das? Was hast du dir für das nächste Mal vorgenommen?“

Welche Feedback-Regeln sollten unbedingt beachtet werden?

Für konstruktives und hilfreiches Feedback helfen außerdem folgende Punkte:

  • Verwenden Sie Ich-Botschaften: Statt das Feedback geben in Form von "Du-Sätzen" zu formulieren, die wie eine Bewertung wirken können, schildern Sie Ihre Wahrnehmung und Gefühle. Durch Ich-Botschaften zeigen Sie Wertschätzung und betonen, dass es sich um Ihre persönliche Sicht handelt.
  • Belegen Sie Ihr Feedback mit konkreten Beispielen: Veranschaulichen Sie Ihr Feedback durch konkrete Beispiele oder Situationen aus dem Alltag, um dem Empfänger eine bessere Einordnung zu ermöglichen.
  • Trennen Sie Beobachtung und Bewertung: Vermeiden Sie es, Beobachtungen mit Bewertungen zu vermischen. Formulieren Sie zunächst neutral Ihre Beobachtungen und geben Sie dann an, wie diese Ihr Empfinden beeinflussen.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit: Feedback geben sollte nicht überstürzt oder zwischen Tür und Angel gegeben werden. Vereinbaren Sie einen geeigneten Termin und nehmen Sie sich genügend Zeit für das Gespräch.
  • Dokumentieren Sie die Ergebnisse: Halten Sie die Ergebnisse des Feedback-Gesprächs und gemeinsam vereinbarte Ziele schriftlich fest, um eine klare Nachverfolgung zu ermöglichen.
  • Äußern Sie Wünsche oder Ziele: Ergänzen Sie Ihr Feedback um konkrete Wünsche oder Ziele, die Sie für eine Verhaltensänderung oder Verbesserung erhoffen.
  • Geben Sie Ihr Feedback zeitnah: Insbesondere bei Impulsfeedback ist es wichtig, das Feedback möglichst zeitnah zu geben. So bleibt die Situation frisch im Gedächtnis und ermöglicht eine direkte Auseinandersetzung mit dem Thema.

Feedback geben üben

In der Theorie klingt alles immer so einfach. Doch um effektiv und wertschätzend Feedback geben zu können, ist regelmäßiges Üben und die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten entscheidend. Virtual Reality-Anwendungen können eine immersive Umgebung bieten, in denen das Sprechen vor anderen geübt werden kann. Durch Simulationen können Sie realistische Feedback-Situationen erleben und Ihre Kommunikationsfähigkeiten gezielt verbessern. Eine klare und offene Kommunikation ist dabei von zentraler Bedeutung. Sie ermöglicht es, Gedanken und Gefühle präzise zu vermitteln und Missverständnisse zu vermeiden. VR EasySpeech bietet eine innovative Lösung, um diese Fähigkeiten zu trainieren und zu reflektieren. Durch gezieltes Üben in virtuellen Umgebungen können Sie Ihre Feedback-Kompetenz kontinuierlich verbessern und zu einer effektiven Kommunikation beitragen.

Fazit: Konstruktives Feedback geben

Richtig Feedback geben ist eine wertvolle Ressource für berufliches Wachstum, jedoch bleibt die Wirksamkeit oft hinter den Erwartungen zurück. Die gängige Sandwich-Methode, die Kritik zwischen Lob versteckt, erweist sich als ineffektiv. Stattdessen bietet die von Psychologin LeeAnn Renninger entwickelte Feedback-Methode einen guten Weg zur konstruktiven Kommunikation. Zusätzlich zu klaren Regeln für Feedbackgeber kann Virtual Reality dabei helfen, das Feedback-Geben zu üben und die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Durch kontinuierliches Training können Feedbackgeber ihre Kompetenz im Feedback-Geben stärken und so zu einer produktiveren Arbeitsumgebung beitragen.

Ist Virtual Reality Training etwas für Sie oder Ihr Unternehmen? Gerne beraten wir dabei, wie VR EasySpeech nach den eigenen Bedürfnissen eingesetzt werden kann – kostenlos und unverbindlich.

Sarah Hofmann
Sarah lebt in Kiel und arbeitet seit Sommer 2022 als Online-Redakteurin beim Verlag Dashöfer. Sie hat Kulturwissenschaften, Germanistik mit Schwerpunkt Neuere Deutsche Literatur und Anglistik studiert. Der perfekte freie Sonntagnachmittag besteht für sie aus Musik vom Schallplattenspieler, einem Spaziergang am Meer, einer heißen Tasse Kaffee und einem spannenden Tatort-Abend.
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