Agiles Lernen, New Learning oder doch lieber Lernen 4.0 – oder ist das womöglich alles irgendwie das Gleiche? Mitnichten! Warum hinter all diesen Begriffen spannende und sogar geschichtsträchtige Konzepte stecken und was die Weiterbildung der Zukunft für aufregende Möglichkeiten bereit hält, Lernen sogar zum spielerischen Vergnügen zu machen, das erklären wir Ihnen in unserem Blogbeitrag.
Mehr Homeoffice, bessere Work-Life-Balance und Zeiteinsparung dank Digitalisierung analoger Prozesse: Viele Menschen leben und genießen bereits die Früchte der sogenannten Arbeit 4.0, der derzeitig stattfindenden kulturellen Revolution und digitalen Transformation der Arbeitswelt.
Dabei wird allerdings oft übersehen, dass, wer in Zukunft in der neuen Arbeitswelt Schritt halten will, unbedingt auch Lernen 4.0 mitdenken sollte. Schon jetzt ist digitales Lernen nämlich aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Online-Seminare und -Prüfungen, Meetings über Zoom und Skype, VR-Simulationen, KI-Training, aber auch digitale statt Kreidetafeln und Tablets statt Notizblöcke prägen den Alltag in Büros, Schulen und Universitäten.
Aber was genau ist eigentlich Lernen 4.0?
Arbeit 4.0 ist von Digitalisierung, Internet und KI geprägt. Beim Lernen 4.0 sieht es ganz ähnlich aus. Diese neue Art des Lernens rückt ebenfalls die digitale Vernetzung von Mensch und Maschine und neue Hard- und Softwares in den Fokus. Eine konkrete Lernmethode nach dem Prinzip Lernen 4.0 wäre etwa das Trainieren von Soft Skills über eine VR-Brille. Statt ein klassisch von einem Lehrer oder einer Lehrerin auf Papier ausgefülltes Zeugnis erhalten Lernende digitales Feedback von künstlicher Intelligenz, die anhand von Sensoren in der Brille messen kann, wie flüssig beispielsweise ein Vortrag gehalten wird.
Lernen 4.0, Agiles Lernen oder New Learning: Wo ist da der Unterschied?
Agiles Lernen ist von klaren Strukturen geprägt, die sich flexibel den Inhalten und Umständen anpassen lassen. So können Menschen schnell und anpassungsfähig Neues lernen und vor allem selbstständig und "out of the box" arbeiten. Eine transparente Fehlerkultur ermutigt zum Ausprobieren und macht Agiles Lernen zu einer starken Alternative zu den langsam mahlenden Mühlen des klassischen Lernprozesses.
New Learning entwickelte sich in den 80ern aus den kritischen Theorien und Ansätzen des New-Work-Begründers Frithjof Bergmann. Der Sozialphilosoph legte in seinem Konzept besonders großen Wert auf die selbstbestimmte und freie Entfaltung des individuellen menschlichen Potentials. Er regte eine Lern- und Arbeitskultur an, die von Menschen als tatsächlich sinnvoll statt als "Beschäftigungstherapie" erlebt wird. Auch das gemeinschaftliche Lernen steht beim New Learning im Mittelpunkt. Man hilft sich gemeinsam und nachbarschaftlich. Bergmann kritisierte übrigens schon damals, dass viele Menschen zu viel besäßen, statt zu teilen und damit Ressourcen zu schonen – etwa Küchengegenstände, die nur alle Jubeljahre gebraucht würden.
Während Agiles Lernen also eher eine Methode ist, die gut zum transformativen, digitalen Teil von Lernen 4.0 passt, ist New Learning eher eine Philosophie. Obwohl sie bereits aus den 80ern stammt, prägt auch sie Lernen 4.0 mit, das sich schließlich auf die Fahnen schreibt, das klassische Lernen vor der staubigen Tafel mit Techniken wie KI, Bots und Augmented und Virtual Reality zu revolutionieren.
Bevor wir uns anschauen, wie wir von Lernen 4.0 in unserem Arbeitsalltag profitieren können, müssen wir erstmal eine kleine Zeitreise machen und uns anschauen, woher die 4.0 in Lernen, Arbeit und Industrie 4.0 eigentlich kommt und warum es ganz richtig ist, hier von einer Revolution zu sprechen.
Die erste industrielle Revolution – Wegbereiter fürs moderne Arbeiten
Drehen wir die Uhr 250 Jahre zurück und schauen ein paar hundert Kilometer über die Nordsee. Kohle verpestet die Luft, überall sprießen Fabriken aus dem Boden, schwer beladene Dampfschiffe drängen sich auf den Flüssen, immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Stadt: Wir befinden wir uns in Großbritannien und mitten in der ersten industriellen Revolution! Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts schaffen hier neue Wege des Gütertransports, hochkomplexe Spinn- und Webmaschinen und der zunehmende Stahlbau ein nie da gewesenes Wirtschaftswachstum.
Springen wir wieder zurück in die Gegenwart, spüren wir davon noch immer etwas: Neue technische Errungenschaften, veränderte Berufsbilder und Gesetze zu Kinderarbeit und Arbeitszeit und -schutz hallen aus dem 18. Jahrhundert bis heute auch außerhalb der Industrie nach. Außerdem befinden wir uns schon wieder in einer industriellen Revolution, diesmal der sogenannten Industrie 4.0. Hier geht es statt um Stahl und Kohle darum, Mensch, Maschine und Produkt digital zu vernetzen. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt in die Arbeit 4.0, die sich nicht nur auf die Industrie beschränkt – und schon sind wir wieder beim Lernen 4.0.
Was die 4-Tage-Woche mit Lernen 4.0 zu tun hat
Es mag vermessen klingen, die geschichtsträchtigen industriellen Revolutionen mit der heutigen Situation durch die Digitalisierung zu vergleichen. Doch die Schreibmaschine wurde letztlich genau wie die ersten Webmaschinen durch ein aktuelleres, leistungsfähigeres Modell ersetzt, das ein Umlernen der Bedienenden erforderte. In den 1950ern kam in Deutschland der Übergang zur 5-Tage-Woche – für viele Branchen ist sie jedoch heute nicht mehr zeitgemäß. Die Forderungen nach der 4-Tage-Woche werden immer lauter. Das klassische, ortsgebundene Präsenzseminar wird vom ortsunabhängigen, Reisezeit sparenden Online-Seminar abgelöst. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden nicht regelmäßig oder nicht zeitgemäß weiterbilden, fallen sowohl im Wettbewerb um Fachkräfte als auch in den eigenen Leistungen zurück.
Die Hälfte der Arbeitnehmenden wünscht sich eine Weiterbildung
Dabei ist die Weiterbildungsbereitschaft unter den Deutschen hoch. Ein gutes Gehalt, ein angenehmes Arbeitsklima und flexible Arbeitszeiten werden von Arbeitnehmenden besonders häufig als Wünsche an Arbeitgebende genannt. Eine XING-Studie fand heraus, dass sich darüber fast die Hälfte der Deutschen (48 %) eine Fortbildung im Job wünscht.
Hier bietet sich für Unternehmen eine besondere Chance, umgangssprachlich ausgedrückt gleich drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Wer seine Mitarbeitenden regelmäßig weiterbildet, fördert und verbessert deren Leistung im Unternehmen, erfüllt den geäußerten Wunsch nach beruflicher Weiterbildung und erhöht damit gleichzeitig das eigene Employer Branding. Und während HR-Abteilungen im Regelfall nicht einfach so die 4-Tage-Woche einführen können, können sie die Förderung ihrer Mitarbeitenden modern und zeitgemäß gestalten, indem sie das Prinzip und die Methoden von Lernen 4.0 nutzen.
Wie können Unternehmen Lernen 4.0 im Arbeitsalltag einsetzen?
Die Lern-Revolution Lernen 4.0 bietet von eher philosophischen Ansätzen wie New Learning, die allgemein auf Weiterbildungsmaßnahmen angewendet werden können, bis zu ganz konkreten neuen Technologien und Tools wie Augmented Reality und Virtual Reality zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmen – sowohl für den Einstieg als auch für die Vertiefung.
Unternehmen, die in Sachen Lernen 4.0 erst durchstarten, sollten zunächst einmal bestehende Weiterbildungsmaßnahmen untersuchen. Zum Beispiel aus der Perspektive von New Learning:
- Sind Weiterbildungen ein fester Bestandteil unseres Unternehmens?
- Empfinden unsere Mitarbeitenden die gewählten Weiterbildungen als positiv sinnstiftend oder eher negativ als "Beschäftigungstherapie"?
- Fördern wir Arbeits- und Ressourcenteilung unter unseren Mitarbeitenden genug oder wird Einzelgängertum eher belohnt?
- Welche Weiterbildungswünsche äußern unsere Mitarbeitenden, die wir womöglich noch gar nicht auf unserem Radar haben?
- Belohnen wir die Initiative von Mitarbeitenden, die sich fördern und fordern lassen möchten?
- Wann haben wir mit unseren Weiterbildungsmaßnahmen zum letzten Mal neue technische (Online-Learning, VR-Brille usw.) oder inhaltliche Formate (ein Team-Wochenende, das Spaß und Weiterbildung verbindet) versucht?
Richtig umgesetzt, fördern Sie nach der Philosophie des New Learning in Ihren Mitarbeitenden neue und alte Skill Sets, Lernlust, Selbstständigkeit und Teamgeist. Mögliche niedrigschwellige Möglichkeiten, New Learning einzusetzen, die sich für den Einstieg prima eignen, sind etwa Microlearning und Social Learning.
Digital vernetzt lernen – wenn VR zur Lehrerin wird
Ganz wichtig für die 4.0 in Lernen 4.0 ist natürlich die digitale Vernetzung! Wenn Sie die Lernkultur in Ihrem Unternehmen erfolgreich revolutionieren möchten, ist die Beschäftigung mit und Verwendung von jungen Technologien wie AR, VR und KI unumgänglich. Denn diese krempeln schon seit Jahren unsere Arbeitswelt um – wie hochaktuell gerade das umstrittene Programm ChatGPT.
Umso wichtiger ist es deshalb, Ihre Mitarbeitenden fit für die digitale Welt zu machen und zu halten. Dabei geht es nicht nur darum, von außen auf die Neuerungen zu blicken. Die virtuelle Realität ist beim Lernen nicht nur Subjekt, sondern immer öfter auch Lehrerin. Sie eröffnet dabei ganz neue Wege des Lernens, die bislang technisch nicht möglich waren: Statt sich etwa der eigenen Redeangst vor dem versammelten Team stellen zu müssen, übernimmt die VR EasySpeech-KI in der VR-Brille die Bewertung – ganz neutral und wertfrei.
Eine moderne Arbeitswelt braucht auch eine moderne (Weiter)Bildung. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Neu- und Umgestaltung Ihrer Weiterbildungskultur und Ihren Mitarbeitenden viel Freude beim Lernen!
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